Meine Rede zur aktuellen Stunde. Das Video findet hier.
Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrte Damen und Herren! Wir stehen sicherlich vor sehr großen Herausforderungen. Es geht um den Frieden in Europa. Es geht um die Energiesicherheit. Es geht auch darum, für Deutschland die Folgen dieses Krieges abzumildern. Darüber werden wir heute Vormittag auch noch diskutieren. Aber es lohnt sich auch, sich heute dem Thema Raumfahrt zu widmen.
Die Raumfahrt kann helfen, die Erde zu bewahren. Dabei geht es nicht um touristische Flüge ins Weltall, die nur wenigen Milliardären vorbehalten sind. Mit einem Flug emittieren sie so viel CO2 wie manche Staaten in einem Jahr. Was helfen kann, sind die Technologie und vor allem der Blick von oben aus dem Weltall. Das hilft, die Umwelt und die Natur besser einzuordnen, zu beobachten und zu verstehen. Es kann helfen, Katastrophen zu verhindern und Antworten auf die Klimakrise zu geben. Deshalb ist es sinnvoll, dass das Land Hessen eine Raumfahrtstrategie aufgelegt hat. Mit Herrn Dr. Wörner wurde eine sehr fachkundige Person als Raumfahrtkoordinator gewonnen.Dadurch schaffen wir zwischen den einzelnen Bereichen, die mit der Raumfahrt zu tun haben, Verbindungen. Wir unterstützen Unternehmen, öffentliche Einrichtungen und die Forschung, koordiniert miteinander zu agieren und auch voneinander zu lernen.
Die Raumfahrt spielt in unserem Leben eine sehr viel größere Rolle, als vielen Menschen bewusst ist. Das betrifft das Navigationsgerät im Handy oder im Auto. Es geht aber auch um das Monitoring von Naturkatastrophen, um die Wettervorhersagen im Fernsehen oder auch um das Verständnis hinsichtlich des Klimawandels. Für all das werden Daten benötigt, die uns die Satelliten schicken.Die Erdbeobachtung hilft uns nicht nur im Alltag. Vielmehr zeigt sie sehr deutlich, wie stark und vor allem wie schnell sich unser Planet verändert.Alexander Gerst war 2014 und 2018 jeweils für mehrere Monate auf der Internationalen Raumstation ISS. Innerhalb dieser vier Jahre hat sich unser Planet sehr stark verändert. Die gerodeten Flächen am Amazonas haben zugenommen. Die Wüstenbildung in der Sahara hat zugenommen. Das Schmelzen der Gletscher und die Verkleinerung des Aralsees wurden sichtbar. All das konnte er innerhalb der kurzen Zeitspanne von vier Jahren sehen und beobachten.Jetzt kann man sagen, diese Beispiele seien weit weg, das sei alles nicht hier. Aber auch bei uns in ganz Deutschland konnte man in diesem Sommer die durch Hitze entstandenen braunen und verdorrten Flächen sehen.
Gerade dieser Blick aus dem Weltraum zeigt, wie klein und zerbrechlich eigentlich das Ökosystem der Erde ist und wie dramatisch schnell es sich verändert. Aus dem Weltall kann man auch beobachten, wie sich die Schadstoffbelastung gerade über den Megacities mit der Zeit entwickelt hat. Man konnte auch feststellen, dass diese Smogwolken während der Corona-Pandemie zurückgegangen sind. Ich finde, das macht Hoffnung. Denn der Blick aus dem Weltall zeigt deutlich, dass wir an dem Zustand der Erde etwas verändern können.Dafür brauchen wir die Daten, die durch die Raumfahrt gesammelt werden. Wir können dadurch auf der Erde aktiv an den Problemen arbeiten. Diese Daten nutzen wir in Hessen schon heute. Zum Beispiel nutzt das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie diese Daten, um den Zustand der Gewässer festzustellen oder um das Ausmaß der Hochwasserereignisse besser einschätzen zu können. Sie werden in Zukunft immer häufiger werden. Mithilfe dieser Unterstützung können bessere und effekti- vere Maßnahmen und Hilfen getroffen werden.Auch die Situation der Böden wird mit Daten aus dem Weltall untersucht. Damit kann man eine naturverträglichere und ressourcenschonendere Landwirtschaft unterstützen. Hessen-Forst nutzt die Daten zur Überwachung der Wälder und zur frühzeitigen Erkennung einer Waldbrandgefahr. Wir haben in diesem Sommer auch festgestellt, wie wichtig das ist. Dass aktiv Gefahrenprävention betrieben werden kann, lässt sich auch darauf zurückführen, dass wir die Daten aus dem Weltall zur Verfügung gestellt bekommen.Diese Beispiele zeigen: Wir brauchen die Raumfahrt. Wir brauchen die Daten aus dem Weltall, um gerade die ökologischen Herausforderungen, vor denen wir stehen, bewältigen zu können.
Hessen und insbesondere Darmstadt ist der zentrale Ort für die Sammlung der Daten, und zwar weltweit. Das ESOC, also das Satellitenkontrollzentrum der ESA, nimmt vor allem die Aufgaben der Weltraumkommunikation wahr. EUMETSAT wurde auch schon genannt. Aufgrund der verschiedenen Satellitensysteme, bei denen Zugriff auf die Daten besteht, hat es sehr viele Daten zu dem Wetter- und dem Klimageschehen auf der ganzen Welt.Aber nicht nur diese beiden Institutionen sind ein Teil der Hessischen Raumfahrtstrategie. Es geht auch darum, die unterschiedlichen Akteure zu vernetzen und zu unterstützen. Unter anderem geht es auch darum, Unternehmen einzubeziehen, die Technik für die Raumfahrt herstellen.Ein Beispiel für ein solches Unternehmen ist die Pfeiffer Vacuum Technology AG aus dem Lahn-Dill-Kreis. Dort wird Vakuumtechnologie hergestellt, die für Sicherheits- kontrollen genutzt werden. Einige dieser Produkte aus dem Lahn-Dill-Kreis waren tatsächlich auf der ISS bereits im Einsatz.Besonders interessant fand ich, dass dieses Unternehmen gleichzeitig mit ähnlicher Technologie Produkte für die Solarindustrie und die Solartechnik herstellt. Das zeigt: Dieses Unternehmen ist im Wesentlichen in zwei Bereichen aktiv, einmal für die Raumfahrt und einmal für die Energiewende in Hessen.
Neben den etablierten Unternehmen gibt es in der Raumfahrt auch eine vielfältige Start-up-Szene. Helfen tut hierbei die cesah GmbH, das Centrum für Satellitennavigation Hessen, das gemeinsam mit dem Land Hessen und der ESA einen Inkubator für Start-ups betreibt. Bereits über 130 Start-ups haben Unterstützung erhalten. Natürlich profitieren die auch davon, dass die ESOC und EUMETSAT in Darmstadt vor Ort ihren Sitz haben.All das zeigt uns: Die Raumfahrt hilft uns, den Wert unserer Erde zu sehen. Vor allem hilft sie, die Spuren zu sehen, die wir auf der Erde hinterlassen.Es geht nicht ausschließlich um das Umweltbewusstsein auf der Erde. Es muss uns auch klar sein, dass wir den Weltraum nicht vermüllen dürfen. Vielleicht kennt der eine oder der andere den Film „WALL-E“. Da gibt es eine Szene, in der der kleine Roboter die Erde verlässt. Er muss dabei erst einmal durch einen dichten Teppich an Satelliten fliegen, die in der Umlaufbahn sind.Da sieht man sehr deutlich, was passieren kann, wenn zu viel Schrott im Weltraum ist. Auch in diesem Bereich engagiert sich die ESA, und deshalb ist es gut, dass das auch Teil der Raumfahrtstrategie ist. Die ESA arbeitet in einem Komitee daran, Empfehlungen zur Müllvermeidung im Weltall zu entwickeln und umzusetzen; denn, klar, Weltraumschrott ist ein internationales Thema und kann deshalb auch nur international gelöst werden. Es ist gut, dass sich die ESA hieran beteiligt und nach Lösungen sucht.
Sie sehen also: Raumfahrt ist nicht nur ein Thema, für das sich mein sechsjähriger Sohn begeistert, sondern es ist auch sehr wichtig, um Erkenntnisse für und über unser Leben auf der Erde zu gewinnen. Die Forschung und das Wissen nehmen damit zu. Ohne die Raumfahrt würden wir schlicht weniger über den Zustand der Erde wissen. All das ist wichtig, gerade in heutigen Zeiten; denn gerade aus Sicht des Weltalls wird deutlich, dass die Erde uns nicht gehört – wir haben sie nur von unseren Kindern geborgt. Vielen Dank.
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