Ca. 25 Personen diskutierten beim Grünen Online-Dialog zum Thema Vielfalt und Teilhabe am 03.03. darüber, wie Diskriminierung abgebaut und mehr Teilhabe ermöglicht werden kann. Awet Tesfaiesus, grüne Direktkandidatin zur Bundestagswahl, gab in ihrem einführenden Vortrag einen persönlichen Einblick in ihre Erfahrungen mit Rassismus und Diskriminierung. Sie erläuterte, wie Rassismus mit der Erziehung erworben werde und tief in unseren Köpfen verankert sei, auch wenn wir das gar nicht wollten. Ein Beispiel dafür sei, dass helle Haut als schön gelte. Solche Strukturen in unseren Köpfen müssten wir wieder gezielt „verlernen“. Sie betonte aber auch, dass der Kampf gegen Diskriminierung alle Bevölkerungsgruppen einschließen müsse, die aufgrund eines bestimmten Merkmals benachteiligt würden, sei es das Geschlecht, die Hautfarbe, die Herkunft, sexuelle Neigung oder körperliches Handicap.
Nach den Anschlägen von Halle und Hanau ist Tesfaiesus sich sicher: Reden und Mahnwachen halten genügt nicht. Es müssten strukturelle Veränderungen angegangen werden. Eine Möglichkeit sieht sie in einem Vielfaltsstatut, wie es die GRÜNEN bereits formuliert haben. In ähnlicher Form könnte das auch auf kommunale Verwaltungen übertragen werden. Außerdem schlägt Tesfaiesus vor, kommunale Antidiskriminierungsstellen einzurichten, um Strukturen in den Verwaltungen auf Diskriminierungen zu überprüfen.
Wichtig sei auch, nicht einfach aufzugeben, wenn es nicht genügend Bewerber*innen aus einer betroffenen Gruppe gebe. Die Stellen dürften dann nicht einfach doch wieder mit nichtbetroffenen Personen besetzt werden. Stattdessen müsse man aktiv nach geeigneten Personen suchen und vor allem Betroffene auch fördern.
Im Anschluss an Tesfaiesus‘ Vortrag gab ein Vertreter des Mobilen Beratungsteam Hessen (mbt) einen kurzen Einblick in die Situation in Nordhessen: Bis zum Jahr 2000 habe es kaum eine Vorstellung davon gegeben, dass teilweise rassistische Strukturen in der Bevölkerung vorhanden seien. Rassistische Strukturen würden vor allem dort tradiert, wo die NS-Vergangenheit nicht aufgearbeitet werde. Besonders im ländlichen Raum, in Dörfern, wo man sich auch persönlich kennt, sei es wichtig, die Stimme zu erheben und Diskriminierung nicht einfach hinzunehmen. Es sei wichtig Demokratie erlebbar zu machen und zu fragen: Wie wollen wir denn in Zukunft hier zusammen leben, auch wenn es nicht immer leicht sei, gegen die herrschende Meinung auf Diskriminierung hinzuweisen.
Seit etwa 2015 könne ein Erstarken der AFD vor allem in ländlichen Regionen beobachtet werden, so der Vertreter des mbt weiter. Das liege daran, dass die Menschen dort seit Jahren das Gefühl hätten, es gehe bergab, weil alltagsrelevante Strukturen wie öffentliche Verkehrsmittel, Ärzte und Läden immer weiter abgebaut würden. Im gleichen Zeitraum sei aber auch das Problembewusstsein gestiegen.
In der anschließenden Diskussion ging es unter anderem darum, wie auf Anfeindungen reagiert werden kann und welche Auswirkungen rassistische Begriffe in der Alltagssprache auf die Betroffenen haben. Besonders der Austausch mit Betroffenen und die Aufklärung darüber, welche Äußerungen verletzend seien, sei wichtig. Für uns alle sei das ein Lernprozess, erklärte Tesfaiesus abschließend. Und es sei wichtig, mit den Betroffenen zu reden und nicht über sie!
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