24. August 2018

Rede zum Thema Innovationen in Hessen

Inhalt:

  1. Innovationen als Schlüssel für Herausforderungen
  2. Angebote im Innovationsland Hessen
  3. Mittelstandszentrum statt House of Production
  4. Grundlage ist Digitale Infrastruktur – Breitband & Mobilfunk
  5. Verlässliche politische Rahmenbedingungen

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

Die Arbeitswelt und Wirtschaft stehen vor immensen Veränderungen: Globalisierte Wirtschaftsströme auf der einen Seite, auf der anderen Seite unsichere politische Rahmenbedingungen in vielen Staaten der Erde.

Deshalb ist es für die Unternehmen, die hessische Wirtschaft und die AN von hoher Bedeutung, dass Innovationen auch in der Zukunft eine Grundlage für die hessische Wirtschaftskraft sind.

Und natürlich brauchen wir Innovationen, um der Klimakrise zu begegnen, um die Energiewende zu gestalten und um eine Verkehrswende zu erreichen.

Kurz gesagt; Der Schlüssel, um den Herausforderungen von heute zu begegnen sind gute Ideen!

Deshalb finde ich es außerordentlich gut, dass wir hier auf Initiative der FDP über das Thema Innovationsförderung sprechen!

Allerdings erwarte ich schon, dass, wenn man so ein Thema auf die Tagesordnung setzt, man sich auch anschaut was bereits existiert, anstatt zusammenhangslos die Schaffung einer neuen Agentur zu fordern!

 

Wie sieht es also aus in Hessen in Sachen Innovationsförderung?

Zum Beispiel: Wir haben die klassische Innovationsförderung, die durch die Hessen Agentur und die WI Bank übernommen wird. Dabei geht es nicht nur um die Förderung von innovativen Projekten, sondern die Hessen Agentur berät im Vorfeld zu fachlichen Fragen, und diskutiert die Projektidee und prüft die inhaltliche Ausrichtung. Schwerpunkte der Förderung sind: Technologie & Innovation, CO2 Reduktion und Digitalisierung.

Daneben gibt es weitere Angebote für junge Unternehmen und innovative Geschäftsmodelle: Um Zugang zu Kapital zu ermöglichen, ein sehr wichtiger Punkt für Start Ups, die je nach Ausrichtung in den unterschiedlichen Unternehmensphasen auf Kapital angewiesen sind.

Dem begegnet die Landesregierung mit dem Futury Venture Fond“, einem Fonds bereitgestellt je zur Hälfte von Land und privaten Investoren in Höhe von 20 Mio Euro. In der Wachstumsphase können Unternehmen den „Innovationskredit Hessen“ in Anspruch nehmen.

Wichtig ist nicht nur der Zugang zu Kapital, sondern auch die Vernetzungs- und Kooperationsstrukturen. Und hier hat sich Hessen, insbesondere die Region Frankfurt RheinMain in den letzten Jahren mit Unterstützung der Landesregierung hervorragend entwickelt.

Mit dem Cluster Technologieland Hessen wurden alle relevanten Akteure zusammengeführt und die Innovationskraft in Hessen gestärkt. Auch die „House of“ sind wichtige Vernetzungsstrukturen und stärken insbesondere die Zusammenarbeit und den Wissenstransfer zu den Hochschulen. Vor dem Hintergrund gibt es unter anderen das House of IT, House of Energy oder das House of Finance.

Die FDP fordert ein weiteres House of Production um Kompetenzen rund um den Bereich „Fabrik 4.0“ zu bündeln. Auch da frage ich mich, warum Sie sich nicht informiert haben was wir in Hessen bereits dazu haben. Das Mittelstand 4.0 Kompetenzzentrum beschäftigt sich exakt mit diesem Thema: nämlich was die Vernetzung von bestehenden Produktionssystemen in KMU für Auswirkungen hat und forscht über neue Ansätze der Industrie 4.0. Was im Übrigen ja auch eine riesige Chance ist um ressourceneffizienter zu produzieren!

Sie hätten einfach die Stichpunkte „Fabrik 4.0 Hessen“ bei in einer Internet-Suchmaschine eingeben müssen und in den ersten Ergebnissen wären Sie auf das Mittelstands Kompetenzzentrum gestoßen. Und hätten gesehen:

Die Strukturen die Sie fordern existieren schon längst und sie leisten hervorragende Arbeit.

 

Ein weiterer Punkt ist mir im Zusammenhang mit Gründungsförderung wichtig:

Wir müssen viel mehr daran arbeiten, dass die Menschen wieder Lust auf Gründen und Selbstständigkeit bekommen. Und vor allem, dass sie keine Angst vor dem Scheitern haben. Denn das ist eines der größten Hemmnisse, die Gründungen verhindern, wie auch der Start Up Monitor bestätigt hat.

Fast die Hälfte der gründungsaffinen Menschen geben bei einer Umfrage an, dass die Angst vor Scheitern sie von einer Unternehmensgründung abhalten würde. Deshalb müssen wir daran arbeiten, dass die Toleranz der Gesellschaft gegenüber Fehlern und gegenüber dem unternehmerischen Scheitern wächst.

Sehr geehrte Damen und Herren,

Grundlage für technologieaffine Innovationen ist eine leistungsfähige digitale Infrastruktur. Glasfaser ist die Autobahn nicht nur von morgen, sondern schon von heute.

Und auch da kann die hessische Landesregierung beachtliche Erfolge aufweisen: Hessen ist auf Platz 3 der Flächenländer was die Breitbandversorgung angeht und wir sind auf einem guten Weg bis 2030 ein Gigabit versorgtes Land zu sein.

Damit auch die Mobilfunk Abdeckung gestärkt wird, nimmt die Landesregierung hierfür in den nächsten Jahren 50 Mio. Euro in die Hand.

Sehr geehrte Damen und Herren,

Und weil Sie sich in den vergangenen Tagen so über den einberufenen „Rat für Digitalethik“ lustig gemacht haben, lassen Sie mich dazu auch noch etwas sagen:

Die Digitalisierung verändert unsere Gesellschaft drastisch. Nicht nur die Art und Weise unseres Wirtschaftens und die Arbeitsplätze, sondern auch unser Zusammenleben und die Gesellschaft insgesamt. Digitalisierung birgt auch gleichzeitig immense Chancen – wenn wir sie richtig steuern!

In einer der größten Umfragen zu dem Thema Big Data in Deutschland vom Vodafone Institut gaben knapp die Hälfte der Befragten an, dass sie im Phänomen Big Data mehr Nachteile als Vorteile erkennt. Das ist ganz eindeutig ein Zeichen, dass viele Menschen verunsichert sind, Sorgen und Vorbehalte als MitarbeiterInnen – weil Sie Angst um ihren Arbeitsplatz haben – oder KundInnen – weil sie Angst um ihre Daten haben – oder Privatperson haben.

Diese ethische Dimension der Digitalisierung und des Leben und Arbeiten 4.0 müssen wir mitdiskutieren und mitdenken. Und wenn Sie sich über den deshalb einberufenen Rat für Digitalethik lustig machen, dann haben Sie nicht verstanden, was die Menschen in Hessen wirklich bewegt.

Sehr geehrte Damen und Herren,

Und zum Schluss will ich auf einen letzten wichtigen Punkt eingehen, den ich auch an anderer Stelle schon gesagt habe: Unternehmen brauchen verlässliche Rahmenbedingungen, Planungssicherheit durch die politischen Vorgaben.

Die Unternehmen können sich darauf verlassen, dass wir heute Wert darauflegen, Ökonomie und Ökologie in Ausgleich zu bringen, und dass auch morgen noch tun.

Dass es sich lohnt, in Erneuerbare Energien und Ressourceneffizienz zu investieren, weil das auch zukünftig wichtige Faktoren hessischer Wirtschaftspolitik sind.

Mit uns gibt es kein „rein in die Kartoffeln raus in die Kartoffeln“ sondern einen klaren Kurs für eine ökologische Wirtschaftspolitik.